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Monatsarchiv: Februar 2016

Die Zauberin vom Atlasgebirge I

19 Freitag Feb 2016

Posted by olfriwi in Allgemein

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vorbemerkung:
nach Shelley’s The Witch of Atlas,
eine anverwandlung nach klang und sinn,
ohne rhythmus und reim

1
bevor Irrtum und Wahrheit, jene grausamen Zwillinge,
in einer niederkunft ihrem Vater Zeit blutschänderischen
wandel brachten und alle freundlichen wesen,
welche ihn von beginn an zierten, von der Erde trieben,
und nichts blieb, daran zu glauben, oder was
der mühe wert daraus gelehrte verse zu machen;
lebte eine zauberin von geblüt nah einem geheimen quell
inmitten einer höhlung im Atlas-gebirge.

2
eine tochter des Atlas selbst war ihre mutter:
der aufmerksame Helios hat niemals bemerkt
auf seiner ausgedehnten fahrt über wasser und land
ein vollkommneres geschöpf, wie sie lag umhüllt
im komfortablen schatten ihrer lieblichkeit
er küsste sie mit seinen strahlen und vergoldete ganz
die kammer grauen gesteins, in der sie lag,
in einem vergnüglichen traum schmolz sie dahin.

3
und so verwandelte sie sich zuerst in dampf
und dann in eine wolke, die flüchtig vorüberzieht
wie schimmernder mottenflügel überm wachslicht
rund ums abendrot, wenn die sonne darin stirbt,
und dann in einen schießenden Stern, wies gestrüpp
im scharfen mondlicht über südliche hügel kriecht,
dann in einen der geheimnisvollen sterne,
die sich gern verstecken zwischen Erde und Mars.

4
zehnmal zog Mutter Mond ihren bogen
seit an seit mit dem abendstern, und gebot
mit hellem schein den wogen den seeentstiegenen
sand zu zerklüften, auf ihren befehl hin –
wie gescholtenen kindern – zu kommen und zu gehen,
immer wieder bis in dieser höhle – taufrisch schimmernd –
ein versteck gestalt annahm: lebendiger gestalt
aus leiblicher kraft erwuchs ein wahrer uterus.

5
eine liebliche hoheit gewandet in licht
aus dem quell eigner schönheit – ihre augen tief,
wie zwei öffnungen unergründlicher nacht
sichtbar durch des Tempels off’nem gewölbe – schwarz
ihr haar – matter sinn wirbelt und bildet ergötzlich
schwindelnd ihre gestalt; ihr sanftes lächeln erstrahlt
von ferne, ihr flüstern klingt wie liebe, und zieht
immer wieder alles lebende zu diesem wunder hin.

6
allen voran kam die gefleckte giraffe,
und dann, furchtlos und weise, der elefant,
dann listig die schlange, in sich verschlungen
die gold’nen flammen der leibsegmente – schauerliches
und blutrünstiges getier, durch ihren sanften blick
gezähmt – laben sie sich an der heiligen quelle
und jedes untier fasste sich mutig ein herz
selbst
solche sanftmut und macht zu erblicken.

7
die gestreifte löwin führte ihre jungen heraus,
dass sie ihnen möge lehren, den angebornen
blutdurst zu bezwingen; zu ihren füßen
ließ der leopard seine kraft, und begehrte,
wortlos mit bewegten blicken, zu erfahren,
wie er möge so sanft wie die hirschkuh sein.
jedes wilde wesen zog ihrer stimme
und augen magische macht zur seligkeit.

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