Was es alles / nicht gibt.

Manchmal ist es nicht nur eine Frage des Preises. Manchmal ist es einfach selten. Widerspruechlicherweise richtet sich mein Begehren mitunter auf Dinge, die urspruenglich wenig Begehren geweckt haben mochten, so dass sie nicht nur vergessen, sondern auch physisch fast verschwunden sind.

Das Heft 3 der jenenser Reihe Versensporn zur Lyrik Bess Brenck-Kalischers ist insofern Unglueck im Glueck. Dem Vergessen ist das schmale Werk der Dichterin damit vielleicht nicht entrissen, aber doch nicht mehr anheimgestellt.

Ungluecklicherweise richtet sich aber das Begehren nicht nur auf das blosse Versmaterial, sondern auch auf eine adaequate physische Kopie. Neben den 1917 erschienenen „Dichtungen“ etwa auch auf das schmale Baendchen mit dem Titel „Die Muehle“, von dessen Textbestand ich mir ein wenig Aufschluss ueber die Verse Brenck-Kalischers erhoffe. Dieses Bändchen ist in einer Neuauflage von 1995 greifbar, aber ziemlich teuer bei etwa 50 €. Die um die 20 € teuren Nachdrucke juengeren Datums wirken lieblos, einschliesslich ihrer sproeden Verlagsnamen, deren Geschaeft im BoD wurzelt. Dagegen haette ich nichts, wenn sie nur ein klein wenig mehr Aura haetten.

Mal sehn, fuer welche Ausgabe ich mich dann schliesslich entscheide.

von oben herab (kategorien fassung 4)

zu Droste-Hülshoff

von oben herab, meine leser, meine bewunderer und wächter, meine familie, eng geführtes geländer, vor gegebenen wegen, aus getretenen pfaden, hinauf, die turmtreppe, durch die tür, die schritte auf dem kalkfußboden: herab schauen, herab lassen, herab hängen, herab steigen, herab stürzen, über das geländer, der körper: augen, kopf, hals, brust, schultern, arme, hände, finger von oben herab. ich bin. das alles. nicht. da hin sind meine worte und bilder, meine heide und meine berge, gefährlich ist es zwischen den bergen, diesen gottmetaphern, ich kann mich ihnen nicht entziehn, sie bedrohen mich, sie bewachen mich, sie begleiten mich, sie werfen mich an das sanfte ufer des bodensees, in die mergelgrube oder in den efeuverrankten wassergraben um die burg hülshoff, in das rüschhaus, in die fragmente einer heimatgeschichte, in den hochmut meiner lieder, jenem trotze ich, diesen geb‘ ich meinen namen

das nichtige

der weg durch die stadt, selbst die mehrspurigen straßen sind leer, dennoch achte ich auf den verkehr, das einzelne auto, es wirkt bedrohlich, es hat es auf mich abgesehen; Du bist an meiner seite, ich wüßte sonst den weg nicht, bis zu Deiner wohnung; der fleck auf der tischdecke, die schwarze flut beendet den tag, schlicht in seiner müdigkeit, nicht nichtig

Danach

Gestern war Romcomzeit,
ein doppeltes Happyend im ersten Film
im zweiten das im Tode glücklich wieder vereinte Paar.
Folge ich Tucholskys „Danach“
ist das endgültige Ende wohl besser als das glückliche.
Beide sehe ich mit Abstand,
dennoch unter Tränen.
Je mehr ich weiß,
gewinne ich die Kälte der Jugend zurück,
die über den Tod noch lachen konnte
wie über den in den Straßenstaub gedrückten Katzenbalg,
der uns auf dem Heimweg unter die Füße geriet.

Droste-Hülshoff (kategorien fassung 2)

von oben herab, groß geschrieben, alle meine bewunderer, die männlichen und die weiblichen, folgende kategorien ordnen mich ein, opfern mich für den jeweiligen diskurs: konfession, sozialer status, medizin, konventionen, familie, geschlechterrollen, sexuelle orientierung, feminismus, patriarchat, nationalismus, gemütlichkeit, heimattümelei, tourismus, verehrung; gültig sind meine ideen und pläne, meine heide und meine berge, gefährlich ist es zwischen den bergen, diesen gottmetaphern, ich kann mich ihnen nicht entziehn, sie bedrohen mich, sie bewachen mich, sie begleiten mich, sie werfen mich an das sanfte ufer des bodensees, in die mergelgrube oder in den efeuverrankten wassergraben um die burg hülshoff, in das rüschhaus, in die fragmente einer heimatgeschichte, in die hoffart meiner lieder, denen trotze ich, ich gebe ihnen meinen namen

gemischtes doppel

versuch über einen titel

ja, die sportmetapher liegt nahe, soweit ich weiß, wird diese redewendung nur im tennis verwendet, sehe ich aber davon ab, erweitert sich das bedeutungsfeld, bleibe ich auf einer seite des feldes, habe ich 2 wesenheiten, personen, entitäten, die einer gemeinsamen sphäre, einem teil des feldes zugeordnet werden können, und dennoch verschieden sind, also gemischt; es liegt der gedanke nahe, ob die doppelung generell greifbar wäre, ohne jeden unterschied, ob also ein doppeltes nicht notwendigerweise auch ein gemischtes sei; nähere ich mich wieder dem sport und speziell dem tennis, wird die gemeinte mischung konkreter, so lapidar es in der hebräischen bibel ausgedrückt wird, gott schuf den menschen, männlich, weiblich; also keine reproduktive einheit, nur 2 grundlegende pole des menschlichen wesens werden gekennzeichnet, einschließlich ihrer dämmerungsvarianten;

darum soll es gehen, männlich, weiblich, bewegungsmuster zwischen den zentren einer ellipse, dem raum eines molekülorbitals

es geht nicht um sport

striche

deine katzenhaare bevölkern meinen schreibtisch
der tischbesen richtet hier nichts aus
sie fallen wie schnee, hin und wieder
leicht bewegt im wind meines mundes